Infothek

Herausforderungen in der Kita

Förderung für das Kind organisieren und finanzieren

Je nach Art des Kindergartens ist zusätzliches Personal zur Begleitung und Förderung des Kindes notwendig. Anders als sehende Kinder muss ein Kind mit Seheinschränkungen viele alltägliche Dinge mit mehr Aufwand lernen. Auch ist das alltägliche Leben ohne Unterstützung häufig nicht gut zu bewältigen.

Die Sehfrühförderung, die im relevanten Alter häufig schon beratend und fördernd zur Seite steht, kann auch den Kindergarten, sowie die dort handelnden Personen unterstützen und weiterbilden. Eine Assistenz oder Heilerziehungspflege ist für den täglichen Bedarf trotzdem notwendig. Die Beantragung unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland und häufig auch zwischen Kommunen. Eine enge Absprache mit dem Kindergarten ist notwendig. Sollte hier bereits Erfahrung bestehen, kann vieles einfacher organisiert werden. Auch werden Assistenten oder Heilerziehungspflegerinnen häufig für mehrere Kinder mit entsprechendem Stundenbudget eingestellt.

In jedem Fall ist die Bezahlung der zusätzlichen Kräfte eine staatliche Leistung und muss entsprechend beantragt werden.

Teilhabe in der Kita kontinuierlich organisieren

Für ein Kind mit Seheinschränkungen ist der Wechsel von Zuhause in einen Kindergarten häufig anstrengend. Während sich die Eltern zuhause schon gut auf das Kind eingestellt haben, Lautstärkepegel bekannt sind und die Wohnung bereits an die Erfordernisse angepasst wurde, ist im Kindergarten vieles anders und neu. Nicht nur ist es im Kindergarten lauter und chaotischer, auch sind dort viele Menschen anwesend, die zumindest anfangs noch unbedarft mit den speziellen Bedürfnissen eines Kindes mit Seheinschränkung umgehen.

Die direkt in der Gruppe arbeitenden Erwachsenen sollten zu Anfang von Eltern und Sehfrühförderung in Gesprächen und mit Material an die neue Aufgabe herangeführt werden.  Förderkräfte haben oft eine eher allgemeine Assbildung oder einen anderen Schwerpunkt. Sehbehinderungen sind selten, entsprechend ausgebildetes Personal ist in der Breite also nicht vorhanden. Die Weiterbildung und Sensibilisierung für die Bedürfnisse des Kindes ist also umso wichtiger. Die Sehfrühförderung arbeitet sich hier oft mit Hingabe an den Strukturen eines Kindergartens ab. Zwar lässt sich einiges, selten aber ausreichend viel an den örtlichen Gegebenheiten und Strukturen verändern. Inklusion im Kindergarten heißt also auch oft, dass sich das Kind mit Seheinschränkung an sehende Kindergartengruppen gewöhnen muss.

Regelmäßig stattfindende Förderkonferenzen  werden oft schon vom Sozialträger, welcher die Förderung finanziert, eingefordert. Zu diesen Gesprächen kommen alle handelnden Personen (Eltern, Frühförderung, Förderkräfte des Kindergartens, Vertraute ErzieherInnen), sowie auch Kindergarten-Leitung und Vertreter des Sozialträgers zusammen. In diesem Rahmen berichten die Eltern von der Entwicklung zuhause, die Förderkräfte und ErzieherInnen aus der Kita und die Frühförderung kann jeweils einordnen und für genauere Betrachtuing von Details sensibilisieren. Gemeinsam werden dann die für die Zukunft wichtigen Förderschwerpunkte festgelegt.

Bauliche Gegebenheiten verbessern / Barrieren abbauen

Bauliche Gegebenheiten sollten je nach Bedürfnis des Kindes verändert und verbessert werden. Lichtverhältnisse sind oft nicht ausreichend, hier sollten in den relevanten Gruppenräumen starke Lichtquellen eingesetzt werden. Auch eine transportable Tageslichtlampe ist wertvoll. Diese kann beim Essen oder Basteln genutzt werden. Die Frühförderung kann die Kita hier bei der Beschaffung beraten. Starke Konstraste zu nutzen ist für die Orientierung wichtig. Schlecht sichtbare Türrahmen, Kanten und Stufen sollten markiert werden (Weiß-Schwarz oder Schwarz-Gelb-gestreift). Spielmaterial sollte an immer gleichen Orten gelagert werden, so kann das Kind früh selbstständig gewünschte Dinge holen. Auch der Platz an der Garderobe sollte mit Bedacht ausgewählt werden. An- und ausziehen zu lernen ist in der Kita ein großes Thema. Der Blindenstock sollte einen festen Platz bekommen, an welchem er gut aufgehängt werden kann. So kann das Kind diesen selbstständig holen und anhängen. Die Raumaufteilung sollte stabil bleiben, so dass die erlernte Orientierung nicht verloren geht. Mit der Zeit wird das Kind seinen Bewegungsradius vergrößern und dann auch weitere markante Orientierungspunkte in allen Räumlichkeiten und dem Außengelände benötigen. Ruhephasen und entsprechende Ruheräume sollten bekannt sein, so dass das Kind diese aufsuchen kann, wenn Bedarf besteht.

Notwendiges (Förder-) Material finden und organisieren

Ein Kind mit Seheinschränkungen braucht häufig speziell vorbereitetes Spielzeug. Die Frühförderung steht hier häufig mit Ideen zur Seite oder kann Bezugsquellen nennen. Eltern sollten Ihre Erfahrungen mit dem Förderpersonal teilen. Meist zeigen sich aber auch Vorlieben für bestimmtes Spielzeug in der Kita. Magnetspielzeuge sind recht ortsstabil und werden häufig gern genutzt. Auch Bauklötze die eher rutschfest sind, werden gern genutzt.

Personal und Personalwechsel

Erfolg und Wohlempfinden in der Kita steht und fällt mit den vertrauten Personen in der Kita. Förderkräfte sind hier sicherlich zum inneren Kreis der Vertrauenspersonen des Kindes zu zählen. Nicht selten werden aber auch einzelne Erzieher eine für sie wichtige Aufgabe im Umgang mit dem Kind finden und sich hier stark engagieren. Leider ist die Personalfluktuation in Kindergärten häufig recht hoch. Kindergärten sind aktuell Orte großer Veränderungen in den Aufgaben in der Struktur und Organisation. Dies sorgt bei vielen ArbeitnehmerInnen für Stress und führt zum Wechsel in andere Einrichtungen. Geschultes Personal ist immer knapp, der Wechsel ist also leicht möglich. Sollte das Glück bestehen, dass gut passendes, engagiertes und erfolgreiches Personal gefunden wurde, sollten mögliche Konflikte mit dem Kindergarten frühzeitig erkannt und dem entgegengewirkt werden. Zu solchen Konflikten zählt beispielsweise die Arbeitsbelastung neben der Förderung - Förderkräfte werden gern zu Lasten des zu fördernden Kindes als zusätzliche Erziehungskraft eingesetzt, gerade in Zeiten hohen Krankenstandes. Hier sollten Eltern sich einschalten und mit der Kitaleitung reden, denn die Förderkraft wurde nach eurem Antrag von der Stadt eingestellt und bezahlt, um sich um euer Kind zu kümmern, nicht um den Personalmangel auszugleichen.