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Was ist Frühförderung?

Wenn Eltern Sehschwierigkeiten bei ihrem Kind beobachten und augenärztliche oder pädagogische Untersuchungen diese Beobachtung bestätigen, stellt sich die Frage, wie das Kind bestmöglich gefördert werden kann. Hier sollten die Eltern die Dienste einer Frühförderstelle für blinde und sehbehinderte Kinder in Anspruch nehmen. 

Sehen ist ein komplexer Entwicklungsprozess, der in den ersten Lebensjahren abläuft. Gerade deshalb ist der frühzeitige Beginn der Frühförderung so wichtig. Die Lernerfolge sind umso größer, je früher die Sehfähigkeit des Kindes angeregt und gefördert wird. Über das Sehen hinaus geht es darum, die anderen Sinne, insbesondere das Hören und Tasten, die Bewegungsentwicklung, die Kommunikation und das Sozialverhalten zu fördern und damit den Grundstein für ein möglichst selbstständiges Leben zu legen. Die Frühförderung kann sich von der Geburt des Kindes bis zu seiner Einschulung erstrecken. 

Die sonderpädagogische Förderung befasst sich nicht nur mit dem Kind, sondern bezieht seine Familie und sein Umfeld mit ein. Am Anfang steht eine umfassende Entwicklungs- und Förderdiagnostik, aus der die individuellen Schwerpunkte der Förderung abgeleitet werden. Dabei gilt es, gemeinsam mit den Eltern herauszufinden, über welche Fähigkeiten und Strategien zur Bewältigung des Alltags ein Kind verfügt und wie sich die Sehbeeinträchtigung auf seine Entwicklung auswirkt. Anhand dieser Analyse werden die einzelnen Fördermaßnahmen besprochen und umgesetzt. 
Neben der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Eltern ist die Vernetzung mit anderen Fachleuten (Augenärzten, Orthoptisten, Optikern, Rehalehrern, Kinderneurologen etc.) ein wesentliches Prinzip der Frühförderung. So können parallel erfolgende Förderungen oder Therapien aufeinander abgestimmt werden. 
Die individuelle Frühförderung orientiert sich immer am jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes. Kleine Kinder werden selbstverständlich auf spielerische Art gefördert. Wenn sie beginnen, an einfachen Lernspielen Interesse zu zeigen, verändern sich die Angebote entsprechend. Bis mit zunehmender Selbstständigkeit auch Orientierung und Mobilität sowie Lebenspraktische Fähigkeiten zu Inhalten der Frühförderung werden. 

Die spezifische Förderung blinder und sehbehinderter Kinder wird sowohl mobil im Rahmen von Hausbesuchen und Besuchen in Kindergärten und Kindertagesstätten als auch stationär in den entsprechenden Einrichtungen für blinde und sehbehinderte Menschen angeboten. Die Finanzierung ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich geregelt. Daher ist es wichtig, dass sich die Eltern bei ihrem Kinderarzt oder Augenarzt über die jeweiligen Möglichkeiten informieren. Auch der Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) sowie der DBSV und seine Landesvereine sind hier wichtige Ansprechpartner.

Kerstin Schäfer
Leiterin der AG Frühförderung im Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS)