Infothek

Braille lernen für blinde und sehbehinderte Kinder

Vorschule

Bevor die Kinder in die Schule kommen, ist es sinnvoll den Tastsinn der Fingerkupppen der Kinder zu trainieren und ihr Interesse am Fühlen zu wecken.

Dies sollte natürlich spielerisch geschehen, da die Kinder ansonsten sehr schnell die Lust daran verlieren.

Seit Mitte diesem Jahres das erste inklusive Lernmittel für Vorschulkinder mit Blindheit, sowie mit und ohne Sehbeeinträchtigung, welches die Kinder gezielt auf den Schriftspracherwerb vorbereiten soll. Das Werk "Alex und Lilani entdecken die Welt der Buchstaben" umfasst neun Bände, welche sowohl Braille- als auch Schwarzschrift beinhalten, sowie haptische und visuelle Aufgabenstellungen für die Kinder. Ergänzend findet sich zu jedem einzelnen Band eine Anleitung mit Spiel- und Übungsanregungen für die Begleitperson bei, um die Material- bzw. Handlungsvielfalt, die zur Sensibilisierung des Tastsinnes notwendig ist zu gewährleisten. Weiterführende Informationen gibt es auf der eigenen Webseite des Projekts. Der Vertrieb erfolgt in Deutschland über die DZB.

Dr. Markus Lang von der pädagogischen Hochschule Heidelberg hat vor einigen Jahren auch das Vorgänger-Werk „Auf der Taststrasse zur Punktschrift“ entwickelt. Leider ist dieses seit einiger Zeit vergriffen. Für Mitglieder der bebsk e.v. ist es möglich eine Ausgabe der Taststraße bzw. die einzelnen Bände aus der bebsk-Mediathek auszuleihen.

Interessierte Eltern sollten sich beim Deutschen Hilfsmittelvertrieb melden, da dieser in nächster Zeit dieses Band wieder neu auflegen wird.

Bis dahin müssen sich die Eltern leider wieder wie so oft selber helfen. Entweder man bastelt selber verschiedene Dinge, von denen man denkt, dass diese für das Kind gut sind oder man kauft ausländisches Material.

Wenn sie basteln wollen, dann können Sie auf der Seite www.comenius-eveil.eu sehen, wie das Werk von Markus Lang aufgebaut ist. Aus eigener Erfahrung lässt sich sagen, dass es viel Aufwand ist, aber bei den Kindern sehr gut ankommt und vor allem bei „tastfaulen“ Kindern gut funktioniert.

Oder Sie basteln das amerikanische „Mangold-Braille-Program“ nach, das auch auf der Seite von comenius-eveil dargestellt ist: www.comenius-eveil.eu

Eine englische Beschreibung finden Sie hier zum Download:

Das „Mangold-Braille-Program“ gibt es auch käuflich zu erwerben. Leider haben wir damit bisher noch keine eigenen Erfahrungen gesammelt.

Das „American Printing House of the Blind“ , www.aph.org hat in seinem Sortiment einige Produkte die das Erlernen von Braille erleichtern. Gute Erfahrung wurde mit „Teaching Touch“ und „Moving On To Pages“ von Lois Harrell gemacht.

Auch viele andere Hilfsmittel vom APH sind hervorragend geeignet.

Aber Vorsicht!! In den USA wird für Mathematik der Nemeth-Code benutzt, der nicht unseren Zahlen und Rechenzeichen entspricht. Daher kein mathematisches Material aus den USA besorgen.

Viele Produkte die aus den USA oder anderen Ländern nach Deutschland eingeführt werden sind außerdem vom Zoll befreit.

Nähere Infos unter: eur-lex.europa.eu

Artikel 67

(1) Von den Eingangsabgaben befreit sind die eigens für die erzieherische, wissenschaftliche oder kulturelle Förderung der Blinden gestalteten und in Anhang IV aufgeführten Gegenstände, wenn sie eingeführt werden
a) entweder von den Blinden selbst zu ihrem Eigengebrauch;

Eine weitere sehr gute Informationsquelle ist die Homepage der Aktion „Anderes Sehen e.V.“ wo Eltern sehr ausführlich die Möglichkeiten beschreiben, ein Kind an die Brailleschrift heranzuführen. Dabei gilt es wieder zu beachten, dass jedes Kind anders ist, manche sind schnell, andere langsamer. Lassen Sie sich von den Zeitangaben nicht verrückt machen. Mehr unter: www.anderes-sehen.de

Schule

In der Schule werden blinde Kinder ähnlich wie sehende Kinder lesen und schreiben lernen. Es wird ein Buchstabe nach dem anderen eingeführt, wobei die Reihenfolge optimal etwas anders sein sollte, da sich manche Braillebuchstaben ähnlich sind, die in Schwarzschrift absolut different aussehen.

Im inklusiven Unterricht kann man aber durchaus der normalen Lesefibel folgen.

Dann werden die ersten Wörter und Quatschwörter gebildet und schließlich kleine und immer größer werdende Sätze.

Der bereits erwähnte Blindenpädagoge Dr. Markus Lang hat zusammen mit Kollegen ein Buch über die Didaktik des Unterrichts bei blinden Kindern herausgebracht:

„Didaktik des Unterrichts mit blinden und hochgradig sehbehinderten Schülerinnen und Schülern - Band 2: Fachdidaktiken“ ; ISBN 978-3170201514

Dort wird unter anderem auch auf das Lesen und Schreiben eingegangen.

Wir empfehlen mit der Sechspunktschrift zu beginnen, da es zunächst für die kleinen Kinderhände einfacher ist nur 3-Punktzeilen zu fühlen und es in der Achtpunktschrift auch keinerlei Literatur für Leseanfänger und Kinder gibt.